Über Professionalitätsmängel in der politmedialen Blase. Ein Gastkommentar von Klaus Atzwanger.
Über Professionalitätsmängel in der politmedialen Blase. Ein Gastkommentar von Klaus Atzwanger.Mit Verwunderung beobachte ich den EU-Wahlkampf. Statt Programme zu vergleichen und die Chancen und Schwächen der Parteien für die Zukunft Europas herauszuarbeiten, beschäftigen sich österreichische Medien vor allem mit den privaten Chats einer jungen Spitzenkandidatin mit ihren vermeintlichen früheren Freunden und Freundinnen.
In einer Runde der Chefredakteurinnen und Chefredakteure auf ORFIII haben mehrere, sicher nicht ideologisch einseitig zuordenbare Journalisten festgehalten, warum sie diese privaten Chats nicht für berichtenswert halten. Dass der Standard diese trotzdem gebracht hat, und nun laufend verteidigt, ist schon erstaunlich, statt einzusehen, dass hier vielleicht eine Grenze falsch gesetzt wurde.
Zusätzlich befeuern Politikberater, die immer schon wenige Stunden nach Ereignissen mit erstaunlichen Blitz-Analysen aufwarten, die unsägliche Diskussion mit der Beschreibung von „Professionalitätsmängeln“ bei den handelnden Politikern, die versuchen, die Situation zu beruhigen.
Wäre es im Sinne von Medien als wichtiger Säule der Demokratie nicht wesentlicher, die inhaltlichen Positionen zu vergleichen? Sollten Politikberater nicht auch den Unterschied zwischen den Positionen herausarbeiten, statt über die rasche Einordnung privater Ereignisse diese zu framen und zu befeuern?
Für den 9. Juni ist dieser Wunsch schon zu spät, vielleicht können sich einige in der politmedialen Blase zumindest für die im Herbst kommenden Nationalratswahlen dieser Professionalitätsmängel entledigen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Österreich Neuesten Nachrichten, Österreich Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
Warum heißt Schilling eigentlich Schilling?Das Wort für die frühere österreichische Währung hatte einst noch eine völlig andere Bedeutung.
Weiterlesen »
Sagen, was klickt: Der Standard, sein neuer Chef und der Fall Lena SchillingErst seit April führt Gerold Riedmann Österreichs linksliberales Qualitätsblatt – und polarisiert durch Berichte über die grüne EU-Spitzenkandidatin das Land, vor allem aber auch die eigene Leserschaft
Weiterlesen »
Milborn zu Fall Schilling: 'Fürchte mich vor britischen Verhältnissen'Der Wahlkampf für die Europawahl am 9. Juni nähert sich dem Höhepunkt, auch bei Puls24 und ATV. Corinna Milborn und Meinrad Knapp über die dominierenden Themen - wie etwa Lena Schilling.
Weiterlesen »
Fall Lena Schilling: Guten Tag, ich bin die Denunziationsgesellschaft!Was darf man aus dem Privatleben von Politikern wissen? Und darf man im privaten Rahmen überhaupt Gerüchte weitertratschen?
Weiterlesen »
Die Kollateralschäden im Fall Lena SchillingDas Niveau der Innenpolitik erreicht neue Tiefpunkte, alle Schleusen scheinen geöffnet. Das hat Konsequenzen, die weit über Fehler bei den Grünen hinausgehen.
Weiterlesen »
Fall Schilling: die Angst der Männer vor dem GerüchtDer Fall Schilling ist auch ein Lehrstück für professionelle Compliance-Abteilungen
Weiterlesen »