Der Fall Schilling ist auch ein Lehrstück für professionelle Compliance-Abteilungen
Vergangene Woche wurde mir der Screenshot eines Chats zugeschickt. Mir wurde weder gesagt, wer sich in dem Chat unterhalten hatte, noch wann er geschrieben worden war. Aber in dem Chat stand geschrieben, dass auch ich Lena Schilling "angebaggert" hätte. Offenbar macht das Gerücht schon die Runde.
Einem Kollegen, dem vorgeworfen wurde, Lena Schilling "angebaggert" zu haben, widerfuhr genau das. Ein Gerücht belastete ihn: er legte seine Chats offen und konnte sich frei beweisen . Er musste allerdings ein "Sensibilisierungstraining" im Hause absolvieren, sicher ist sicher. Im Amtsdeutsch nennt man die Methoden, die an ihm angewandt wurden, "verdünnte Freiwilligkeit".
Sogar in der scheinbar progressiven Medienbranche, in der Film- und Musikszene oder bei linken politischen Parteien haben sich Frauen jahrzehntelang nicht nur Herrenwitze anhören müssen, sondern Männerhände dort verspürt, wo sie nicht hingehören. Die Grenzen dessen, was Frauen zugemutet werden darf, wurden endlich neu gezogen - und das ist gut so. Und sie müssen immer wieder neu definiert werden. Was heute statthaft ist, kann morgen unzulässig sein.
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