Die Geschichte des Komponisten Hans Gál und seiner Oper 'Die heilige Ente', die vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs und seiner Flucht aus Deutschland erzählt wird. Gál wurde auf der Isle of Man interniert, doch er fand die Kraft, humorvolle Musik zu komponieren und sogar ein Kabarett zu schreiben. Sein Lebensweg ist ein Beispiel für den Widerstand gegen die Unterdrückung und die Bedeutung des Lachens auch in dunklen Zeiten.
Die heilige Ente ist eine komische Oper , die vor dem Zweiten Weltkrieg in Österreich und Deutschland gerne aufgeführt wurde. Der Komponist Hans Gál wurde 1890 in Brunn am Gebirge geboren. Er komponierte neben Oper n auch Sinfonien und Konzerte und wurde in Deutschland Direktor des Mainzer Konservatoriums. 1933 kam Hitler in Deutschland an die Macht, Gál flüchtete aus Mainz nach Wien und 1938 weiter nach London und Edinburgh, wo er auf der Isle of Man interniert wurde.
Die Briten hatten Angst vor den Nazis, die gerade die Niederlande und Belgien besetzt hatten und zogen aus Vorsicht vor Spionen und Kollaborateuren deutschsprachige, männliche Einwanderer aus dem Verkehr. Der 50-jährige Wiener Jude Hans Gál, gerade den Nazis entflohen, wurde eingesperrt. Aber er ließ sich nicht unterkriegen. Im Lager schrieb er die Musik zum Kabarett 'What a life?!'. Die Initiative ging von einem anderen Inhaftierten aus Österreich, dem Filmregisseur Georg Höllering, der mit Bertold Brecht gearbeitet hatte. Das Kabarett wurde am 2. September 1940 aufgeführt. Das Brundibar-Festival in Newcastle im Norden Englands führte 'What a life?!' vorigen Donnerstag im Zuge des Erinnerungsprogrammes zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau wieder auf. Der Humor der Wiener Juden dieser Zeit führte das Gosforth Civic Theater zurück in eine Zeit, in der sich die Möwen auf der Isle of Man wunderten, wie diese Menschen da hinter Stacheldraht gelandet waren. Im Kabarett-Programm ist auch die 'Ballade vom Armen Jakob' inkludiert. Musik von Gál, Worte von Norbert Elias. Im Publikum vornehmlich Nachkommen der jüdischen Flüchtlinge, die Britanniens kulturelle Szene so ungemein bereichert haben. Hans Gáls Tochter Eva erzählte mir, dass sie die Lager-Tagebücher ihres Vaters ins Englische übersetzt hat:'Music behind barbed wire'. Eva Fox-Gál hat außerdem zu einem Beruf gefunden, den schon ihr Großvater in Wien ausgeübt hatte: Sie ist eine homöopathische Ärztin mit eigener Praxis geworden. Ein Glück, dass die Briten nicht nur 10.000 jüdische Kinder mit Kindertransporten aus dem Dritten Reich geholt haben. Sondern auch, dass Gál und etwa 70.000 Juden und Jüdinnen aus Österreich, Deutschland, der Tschechoslowakei, Polen, Belgien, Holland es auf die Insel geschafft hatten. Gál wurde kurz nach der Premiere von 'What a life?!' entlassen. Es war wohl zu absurd, den jüdischen Komponisten, dessen Frau Hannah in Edinburgh auf ihn wartete, als Gefahr für die nationale Sicherheit zu sehen. Heute, am 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau, gedenken wir den Opfern der Naziverbrechen. Es ist gut, auch an die Überlebenden zu erinnern. An ihren Willen, selbst unter widrigsten Umständen den Humor nicht zu verlieren. Festivaldirektorin Alexandra Raikhlina, die als Geigerin auch selbst auf der Bühne saß, musste mitten in der Aufführung einmal so lachen, dass ihr fast die Violine aus der Hand fiel. Auch Eva Ribarits wurde im britischen Exil geboren, sie kehrte dann mit ihren Eltern ins Nachkriegs-Wien zurück. Bis heute spricht Ribarits in Schulen darüber, wie schwierig diese Heimkehr war. Und warum sie mittlerweile doch wieder zum Heurigen geht.
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