Russland will seine Kriegswirtschaft ausbauen: Was heißt das konkret?
Woher: Der neue russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow ist anders als sein Vorgänger Sergej Schoigu kein ausgebildeter Soldat, sondern Ökonom. Das zeige die Bedeutung, die Russlands Präsident Wladimir Putin der Kriegswirtschaft zurechne .
Was: Unter Kriegswirtschaft versteht man den Umbau der wirtschaftlichen Strukturen, sodass alles dem Kriegsziel untergeordnet wird. Dabei greift der Staat vor allem in die Verteilung von Ressourcen ein, die sonst über den Markt geregelt werden würde. Dies kann entweder über Anreize oder über Gesetze erfolgen. Damit werden einzelne Güter – in der Regel Waffen und Munition – in der Produktion anderen Gütern vorgezogen.
Das Konzept der Kriegswirtschaft, wie wir es heute verstehen, ist somit verhältnismäßig jung. Denn erst die kapitalistisch orientierten Marktwirtschaften des 19. und 20. Jahrhunderts mussten im Fall eines Krieges entsprechend umgestellt werden. In den früheren Wirtschaftsordnungen, etwa dem bis ins 18. Jahrhundert üblichen Merkantilismus, waren direkte Eingriffe der Herrschenden in den Wirtschaftskreislauf ohnehin üblich.
Wann: Kriegswirtschaft im großen Stil gab es erstmals während des Ersten Weltkrieges. Damals wurde beispielsweise in Deutschland das vorhandene Ammoniak für Sprengstoff statt für Kunstdünger verwendet. In der Landwirtschaft wurden in der Folge Kartoffeln durch Steckrüben ersetzt, da diese weniger Dünger brauchen. Diese Umstellung erfolgte aufgrund direkter Vorgaben der Regierung.
Ob es in Russland bereits eine Kriegswirtschaft gibt, darüber sind sich Ökonomen uneins. Zwar gibt das Land sieben Prozent des BIP für das Militär aus. Und es gibt viele Vorteile für die Rüstungsindustrie – etwa, dass ihre Mitarbeiter nicht eingezogen werden. Andererseits gibt es noch keine Rationierungen und starke Eingriffe in die Wertschöpfungsketten.
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