Der Fall Leobersdorf zeigt: Profit ist wichtiger als NS-Gedenken. Mit dem Verdrängen kennt man sich aus in Österreich.
Ein Parkplatz statt einem Mahnmal. Ein Designer-Outlet statt einer Gedenktafel. Ein Baumarkt statt Blumenkränze. In Leobersdorf will ein Unternehmer auf den Ruinen eines Konzentrationslagers einen Gewerbepark bauen. Der Bürgermeister hat ihm dafür die Gründe verkauft und einen Haufen Geld damit verdient. Klingt wie Satire. Ist bittere Realität.Eine Realität, die viel über unseren Umgang mit der NS-Zeit erzählt.
Wie weggeblasen die hysterischen Massen am Heldenplatz, die Hitler als Heilsbringer empfingen, die dem Führer mit ausgestreckten Armen hysterisch zujubelten, Hitler, dem Österreicher, der seinen beißenden Antisemitismus in Wien gelernt hatte, in der Stadt des Antisemiten Karl Lueger. Wie weggeblasen die zerschlagenen Scheiben der Pogromnacht 1938, die in Wien besonders niederträchtig war. Wie weggeblasen die 700.000 heimischen NSDAP-Mitglieder.
Ein Jahr später musste die Sowjetunion Österreich zwingen, sich zu erinnern. Die Errichtung einer Gedenkstätte war Bedingung für die Übergabe der Lager-Gründe. Im Jahr 1949 wurde sie eröffnet. Der Boulevard hyperventilierte. „Was vorauszusehen war, ist nun geschehen. Mauthausen wird Schauplatz antiösterreichischer Exzesse“, schrieb etwa das ÖVP-nahe Kleine Volksblatt am 10. Mai.Für die neue Gedenkstätte interessierte sich erstmal niemand.
Die Waldheim-Affäre zwang Österreich zur Reflexion. Freiwillig kam nichts. Erst 1991 – 46 Jahre nach Kriegsende – stellte sich die Republik erstmals ihrer unrühmlichen Vergangenheit. „Wir bekennen uns zu allen Taten unserer Geschichten und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen“, sagte Bundeskanzler Franz Vranitzky am 8. Juli vor dem österreichischen Parlament. Die Opferthese war offiziell Geschichte.
Ein Vorbild für Gusen? Im Vernichtungslager Gusen, wenige Kilometer von Mauthausen entfernt, waren 72.000 Menschen inhaftiert. Nur die Hälfte überlebte. Nach dem Krieg parzellierte die Republik das Areal und verscherbelte es als Bauland. Bis weit in die 90er wollte sie die Kosten für die Erhaltung der wenigen Überreste nicht übernehmen. 1993 wurde das Eingangsgebäude zum Wohnhaus samt Sonnenterasse.
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