Die Aufführung von Giuseppe Verdis 'Don Carlo' in der Wiener Staatsoper wurde von einem heftigen Protest begleitet. Die Zuschauer kritisierten die ungewöhnliche Inszenierung, bei der Models statt Sänger in historischen Kostümen auftraten. Dirigent Philippe Jordan versuchte mit einem weißen Tuch den Frieden zwischen den Kontrahenten zu symbolisieren.
Es begann, als sich der Vorhang hob, noch ehe der erste Ton aus dem Orchestergraben eingesetzt hatte, mit einem Ruf von der Galerie:"Schön". Dass das zynisch gemeint war, wusste man, weil viele im Publikum lachten.
Tragen dürfen die Kostüme aber nicht die Sängerinnen und Sänger, sondern nur Models, die deren Doubles spielen. Diese werden immer wieder von Helfern an- und ausgezogen, man sieht, wie schwierig das damals gewesen sein muss, in den Kostümen können sie sich dann kaum bewegen und erstarren.Die Idee hätte durchaus Potenzial, wenn auch wohl nicht für eine Operninszenierung.
Wenn die Aufständischen dann am Ende des dritten Aktes das Gefängnis des Don Carlo stürmen, wird nach dem Tod seines Freundes Posa mit Billigmode geworfen und die Bühne übersäht. Die Folge: Siehe oben, ein Aufruf zum Frieden.Alles durchdacht, was man sieht. Und passt manchmal gar nicht schlecht zusammen, wenn etwa beim Seelenstriptease der Sänger deren Alter Egos nackt ausgezogen werden.
Philippe Jordan versucht am Pult des farbenprächtig, präzise, fein differenziert spielenden Staatsopernorchesters die auf der Bühne fehlende Emotion möglichst wettzumachen. Er ist ein fabelhafter Gestalter, der auf Sensibilität statt auf Kraftmeierei setzt, der mit den Sängern atmet und den Chor zumeist im Griff hat.
Oper Don Carlo Wiener Staatsoper Inszenierung Kritik
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