Ein allgegenwärtiges Gewächs in der Weihnachtszeit sind Misteln. Diese bemerkenswerten Pflanzen spielen sowohl in der Kulturgeschichte als auch in der Heilkunde eine große Rolle.
Neben Tannen, Barbarazweigen und Weihnachtssternen prägen auch Misteln die Advent- und Weihnachtszeit. Unter ihnen soll man sich küssen, meint der Volksmund. Die Beliebtheit von Misteln als Schmuck in der dunklen Jahreszeit hängt jedenfalls damit zusammen, dass diese vielfach verzweigten Buschen immergrün sind und ausgerechnet im Winter Früchte bilden.
Misteln benötigen für ihre Verbreitung Vögel, für die die Beeren eine begehrte Winternahrung sind. Die Samen sind umgeben von einer klebrigen Schicht, die als „Viscin“ bezeichnet wird . Die Klebekraft bleibt bei der Passage durch den Vogeldarm erhalten, und bleiben die wiederausgeschiedenen Samen an Baumästen hängen, bildet sich eine Haftscheibe, die zu einem „Haustorium“ genannten Organ heranwächst.
Der zweite Grund, warum Misteln in Inkwrights Buch gelandet sind, ist die Tatsache, dass die Weißbeerige Mistel– eine der zwei bei uns heimischen Arten – leicht giftig ist. Die biologische Aktivität ist seit langem bekannt, sie spiegelt sich z. B. im Zaubertrank des Comic-Druiden Miraculix wider. In der Antike galten Misteln als Mittel gegen Geschwüre und Epilepsie, Hildegard von Bingen schrieb ihnen Wirkungen bei Lungenerkrankungen und Lähmungen zu.
Bewiesen sind diese Wirkungen nicht, aber Analysen belegen, dass Misteln reich an biologisch aktiven Substanzen sind – darunter acht Viscotoxinen, Lektinen und phenolischen Substanzen. Man weiß, dass diese Inhaltsstoffe in die Zellteilung und in das Immunsystem eingreifen. Aber weder sind die Mechanismen genau bekannt, noch weiß man, in welchem Ausmaß diese Substanzen bioverfügbar sind. Forschende rufen aber einhellig zu weiteren Untersuchungen auf.meinung@diepresse.
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