In der Frankfurter Paulskirche ist der verfolgte und lebensbedrohte Schriftsteller mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt worden. Eine ausgesprochen politische Rede aber hat Salman Rushdie – „der berühmteste Schriftsteller der Welt“ – dennoch nicht gehalten.
Ein Städtchen irgendwo auf dem Land. Mit einem Jahrmarkt und Wettbewerben, für die ein fahrender Händler merkwürdige Preise stiftet: Fläschchen, auf denen Wahrheit und Schönheit stehen, Freiheit, Güte und Frieden.
Nur in zwei Statements wird er dann doch politisch: Frieden komme ihm wie ein dem Rauch der Opiumpfeife entsprungenes Hirngespinst vor. In der Ukraine wie in Israel. Friede für die Ukrainer könne nur die Rückgabe aller besetzten Gebiete bedeuten – „und das muss es auch sein“, so Rushdie. Ein Friede für Israel und die Palästinenser hingegen scheint „in noch weiterer Ferne zu liegen“.
Rushdies Fantastik, die wie eine Flucht vor der zu oft ungemütlichen Wirklichkeit ausschauen mag, habe nichts Eskapistisches, so Daniel Kehlmann. Der in Berlin und New York lebende und mit Rushdie eng befreundete Bestsellerautor sieht darin eher ein Verfahren, „uns die Menschennatur in ihrem Reichtum, ihrer Größe und Schwäche, ihrer Hinfälligkeit und Ausgesetztheit, unter einer verstärkenden Linse zu zeigen“.
Kehlmann warf aber auch einen kleinen und völlig berechtigten Schatten auf den hiesigen Literaturbetrieb. Der hatte sich im Format des seinerzeit legendären Literarische Quartetts unter Marcel Reich-Ranicki einen Monat nach der Fatwa gegen Rushdie ausdrücklich geweigert, den Roman in der Fernsehsendung zu besprechen.
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