Eigentlich würde Bruno Reuer seine Streuobstwiese gern loswerden. Er findet nur keinen Käufer. Streuobstwiesen lohnen sich nicht.
Der Wert von Streuobstwiesen:Wer holt die Äpfel runter? Jetzt machen wir richtig Maskerade“, sagt Bruno Reuer und hüllt sich in seine Pflückschürze, einen Kittel mit Seitentaschen, in die bis zu zehn Kilogramm Äpfel passen. Dann steigt der 74-Jährige auf eine gefährlich hoch aussehende Leiter, die in die Wipfel des „Wohlschmeckers“ führt. „Der ist einer der Ersten, die reif werden“, ruft Reuer aus der Baumkrone hinunter.
Reuer führt durch das noch ungemähte Gras unter den knorrigen Ästen seiner 100-jährigen Bäume. Er pflückt zwei Äpfel. „Der hier hat Sonnenbrand“, meint er nach kurzer Inspektion. Sonnenbrand bei Äpfeln bezeichnet verfaulte Stellen in der Frucht, die durch klimawandelbedingte Hitze vermehrt entstehen.
Dann will er noch mehr Bäume zeigen. Doch bevor er einen Gummistiefel ins ungemähte Gras setzen kann, zieht seine Lebensgefährtin ihn zurück: „Bruno, da sind zu viele Mücken, nimm lieber den anderen Weg!“ Reuer zuckt mit den Schultern und sagt: „Wir haben hier eine Chefin.“ Der Hochstamm Deutschland e. V. – der Name des Vereins bezieht sich auf die hohen Stämme der Streuobstwiesen im Unterschied zu den niedrigen der Obstplantagen – dokumentiert, wie viel Landwirte mit ihrem Streuobst verdienen. In Baden-Württemberg, wo es die meisten Streuobstwiesen Mitteleuropas gibt, stehen laut dem Verein höchstens 50 Prozent der Wiesen auf landwirtschaftlichen Flächen.
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