Herbert Kickls Unfähigkeit zur Mäßigung erweist sich als Segen.
Wer kompromisslos handelt, biedert sich nicht an, beweist Standhaftigkeit und erntet dafür meist Respekt. Allerdings stößt diese Tugend dort unsanft an eine Grenze, wo der Kompromisslose plötzlich selbst auf einen Kompromiss angewiesen ist. An diesem Punkt mündet die vermeintliche Tugend in einen programmierten Reinfall.
Aber nicht nur Kickls persönlicher Stil, allen politischen Mitbewerbern unterschiedslos verachtenswerte Verkommenheit zu bescheinigen, dient seinem Alleinstellungsmerkmal. Auch das FPÖ-Programm für die Nationalratswahl war so formuliert, dass die einzige Partei, die als Koalitionspartner der FPÖ in Betracht käme – die ÖVP –, den Eindruck kriegen musste, einen Drohbrief übermittelt bekommen zu haben.
Nicht, dass ich einen besonderen Drang verspüre, Rechtsaußen-Parteien Tipps zu geben, aber ein Vergleich der FPÖ mit ihren internationalen Schwesterparteien zeigt, dass es cleverere Strategien gibt. Wahlerfolge haben die Rechtspopulisten in vielen Staaten Europas zumindest in die Nähe von Regierungsverantwortung gebracht, und zum endgültigen Sprung an die Macht braucht es eines: Kompromissfähigkeit anstatt des Beharrens auf den radikalsten Positionen.
Bündnisfähigkeit und eine – mehr oder weniger glaubhafte – Absage an Extremismus sind die Modetrends unter Rechtsaußen-Politikern, die etwas werden wollen. Kickl ist dazu, ähnlich wie seine Gesinnungsgenossen in der Alternative für Deutschland , politisch-charakterlich zu altmodisch.
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