Denkmäler und Mahnmale prägen als Kunst im öffentlichen Raum das Stadtbild.
Der Germanistikstudent steht vor dem Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz auf dem Ballhausplatz im 1. Bezirk und hört staunend den Erklärungen seiner Freundin Evelyn zu: Dass es sich nicht nur um ein Denkmal handelt, sondern um ein Kunstwerk im öffentlichen Raum. Der deutsche Künstler Olaf Nicolai hat es als ein X gestaltet. Der Buchstabe steht für Anonymisierung. Allerdings ist das X nur von oben erkenntlich.
Das ist ein Kunst-Trend, der in der Zeit liegt und sich spätestens seit der Nachkriegszeit zunehmend durchsetzt: Künstler:innen zielen nicht mehr auf die Bespaßung der Betrachter:innen. Sie erhalten damit eine neue Rolle: Sie sind nicht mehr passive Konsument:innen eines Kunstwerks, sie bejahen nicht mehr unkritisch die Leistungen der durch das Denkmal Gewürdigten; vielmehr versetzt das Denkmal oder Mahnmal die Betrachter:innen in die Rolle aktiver Fragesteller:innen.
Überhaupt werden gegenwärtig eher Mahnmale als Denkmäler errichtet. Kunst will fragen und befragt werden und damit in den Dialog mit den Betrachter:innen treten. Schon Alfred Hrdlicka vertrat mit seinem Mahnmal gegen Krieg und Faschismus, 1988 auf dem heutigen Helmut-Zilk-Platz vor der Albertina errichtet, diese Ästhetik, obwohl er noch figürliche Darstellungen miteinbezog. Leichter konsumierbar wurde das Mahnmal für Betrachter:innen dadurch dennoch nicht.
In beiden Fällen hätte es ausreichend Gründe für eine distanzierte Herangehensweise gegeben: So haben die Trümmerfrauen zwar den Schutt beseitigt, den Bomben und Beschuss im Zweiten Weltkrieg verursacht haben, doch unter ihnen waren zahlreiche Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und Mitläuferinnen der NS-Diktatur. Che Guevara wiederum war die treibende Kraft hinter der Folter und Ermordung von Homosexuellen in Kuba.
Ian Hamilton Finlay war ein schottischer Lyriker, Schriftsteller und Künstler. Er ist vor allem mit experimenteller Lyrik hervorgetreten.Lodovico Ottavio Burnacini war ein italienischer Architekt, der sich in Wien niederließ. Er ist vor allem als Bühnenbildner hervorgetreten.
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