Die prägenden Stunden des Jahres: Mittwoch, 23. Oktober, 9 Uhr: Gisèle Pelicot betritt das Gerichtsgebäude von Avignon
Gisèle Pelicot hat ihre runden Sonnenbrillen abgenommen, als sie in einem blau gemusterten Kleid, flankiert von ihren beiden Anwälten, den überfüllten Gerichtssaal betritt.
„Ich bin eine zerstörte Frau“, hat sie zu Beginn des Prozesses Anfang September in die Mikrofone der Medien gesagt, „aber ich will, dass alle Frauen, die eine Vergewaltigung erlitten haben, sich in Zukunft sagen werden: ,Madame Pelicot hat es gemacht, also werde ich es auch schaffen.‘ Wenn einem so etwas widerfährt, schämt man sich. Aber es ist nicht an uns, sich zu schämen, sondern allein an ihnen.
Wir haben 50 Jahre gemeinsames Leben gehabt – drei Kinder, sieben Enkelkinder. Du warst als Vater immer da, hast zugehört. Ich hatte niemals einen Zweifel an dir. Wir haben gemeinsam gelacht, wir haben unsere Schmerzen geteilt. Wir hatten auch schwierige Momente – in deiner Arbeit, deine gesundheitlichen Probleme. Ich habe dich immer unterstützt, habe dich nie fallen gelassen.
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