Das Bundesamtsgebäude in der Radetzkystraße, ein Werk des Architekten Peter Czernin aus dem Jahr 1986, wurde unter Denkmalschutz gestellt. Die Entscheidung löste große Überraschung aus, da das Gebäude als Kuriosität erster Ranges gilt. Die Texte reflektiert über den Wert des Hässlichen im Kontext des Denkmalschutzes.
Das Bundesamtsgebäude in der Radetzkystraße, ein Werk des Architekten Peter Czernin aus dem Jahr 1986, wurde Ende 2024 unter Denkmalschutz gestellt. Diese Entscheidung löste unter Fachleuten große Überraschung aus, da das Gebäude als Kuriosität erster Ranges gilt. Im Inneren des Gebäudes empfängt die Besucher eine Skulptur von Anton Hanak, ein schwerer Bronzeguss, der auf einer Halbschale aus zarten Stahlrohren ruht.
Die Figur ist ein unfreiwilliger Torso, dem durch einen Kriegsschaden Kopf und Genitalien fehlen. Zum Trost leuchtet auf der Decke über der Figur ein elektrischer Sternenhimmel. Die Fassadengestaltung ist ebenfalls kurios. Die Ecktürme, in denen sich Fluchttreppen und Schächte befinden, sind mit blattförmigen Edelstahlkapitellen abgeschlossen und mit Sichtziegeln verkleidet, die Assoziationen mit Wiener Militärbauten wie der Rossauer Kaserne oder dem Arsenal herstellen sollen. Dazwischen wiederholt sich hundertfach ein Fassadenelement mit einem bunten Aufdruck, der aussieht, als wäre er in einem Volkshochschulkurs zum Thema „Malen mit Klimt“ entstanden. Die Architekten scheinen eine Prämierung für ihr Projekt angestrebt zu haben, aber aus ihrer Rasterlogik und funktionalistischen Endlosschleife herausgefunden. Noch drastischer ist dieses Unvermögen im Inneren zu spüren, in dessen Korridoren man spätestens nach der dritten Wendung um 45 Grad jede Orientierung verloren hat, während sich an Wänden, Decken und Böden Stein- und Holzintarsien ausbreiten wie eine Hautkrankheit. Ein Baudenkmal muss nicht schön sein. Zum geschützten Bestand gehören auch brutalistische Bauten aus den 1960er-Jahren, die schon zur Bauzeit das ästhetische Empfinden ihrer Zeitgenossen herausforderten. Denkmalschutz ist eine Wissenschaft, die mit eigener Terminologie und Methodik operiert, um den Denkmalwert eines Objekts zu bestimmen. Der große Theoretiker des Denkmalschutzes, Alois Riegl, unterschied zwischen Erinnerungs- und Gegenwartswerten. Zu Ersteren zählen der Alters- und der historische Wert. Zu den Gegenwartswerten zählte Riegl den Gebrauchs- und den Kunstwert.
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