In der NDR-Doku „Gegen das Schweigen“ werfen mehrere Personen dem Regisseur Julian Pölsler Machtmissbrauch vor. Was hat sich in der Filmszene in den letzten Jahren verändert?
In der NDR-Doku „Gegen das Schweigen“ werfen mehrere Personen dem Regisseur Julian Pölsler Machtmissbrauch vor. Was hat sich in der Filmszene in den letzten Jahren verändert?Julian Pölsler wird cholerisches und sexistisches Verhalten am Set vorgeworfen
Miriam kommt frisch von der Schauspielschule. Das Rollenangebot ist kurzfristig, ein kleiner Part in einem Fernsehkrimi. Gedreht wird in Altaussee, sie reist sofort von Wien an. Miriam, ihr echter Name ist der Redaktion bekannt, soll sich dem Regisseur vorstellen. In einer kleinen Hütte am Filmset entscheidet er, ob sie die Rolle im Film „Letzter Kirtag“ bekommt.
„Es war eine Begutachtung“, erzählt sie. „Weil meine Figur auch einmal nackt am See badet, sollte ich mich ausziehen, Bikinihose und freier Oberkörper. Er hat dann gesagt, ich soll mich langsam im Kreis drehen.“ Irgendwann will Miriam zu ihrem Bademantel greifen. „Er hat Nein gesagt. Er wolle noch ein bisschen schauen.“ Mehrere Minuten lang soll sie sich nackt vor ihm drehen.
Der Regisseur ist Julian Roman Pölsler, einer der zwei österreichischen Regisseure, denen in einer TV-Dokumentation des NDR mehrere Dutzend Personen Machtmissbrauch vorwerfen. Der andere ist der Theatermacher Paulus Manker . Pölsler, 70, drehte TV-Filme wie die „Polt“-Reihe und fürs Kino eine Verfilmung von Marlen Haushofers Roman „Die Wand“. Bis zur NDR-Recherche „Gegen das Schweigen“ waren gegen ihn keine Vorwürfe öffentlich bekannt.
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