Beim Entwickeln von Rezepten galt für Ursula Winnington (94) immer: Es muss gesund und lecker sein. Ein Gespräch – und ein besonderes Rezept.
Wie vielen Kochfans hat Ursula Winnington wohl das Leben verfeinert? Jedenfalls holte sie auch Rezepte aus der Ferne in die DDR. Weil sie mit dem britischen Journalisten Alan Winnington verheiratet war, konnte sie mehr Länder bereisen als der normale DDR-Bürger: Indien, Korea, China, Italien, Frankreich und England.
West-Witzeleien über die DDR-Küche straft Ursula Winnington mit Verachtung. Da steht sie drüber. „Die konnten es doch auch nicht besser“, sagt sie, „hatten höchstens früher Zugang zu den Küchen, Zutaten und Gewürzen anderer Länder wie Italien.“ Der Osten habe aber auch mit Messer und Gabel gegessen, spöttelt sie, „wir hatten sogar Messerbänkchen“. Wie herablassend man im Westen auf den Osten geschaut hat, ärgert sie – bei aller Gelassenheit.
Als Ende der 1970er-Jahre schön eingerichtete Gewürzläden aufmachten, wie in der Ackerhalle in Berlin-Mitte oder dem „Gewürzgewölbe“ in den Leipziger Rathausarkaden, freuten sich Köchinnen und Köche. Da gab es auch Exotisches aus den Bruderstaaten: Chili, Kardamom, Macisblüte und Kurkuma aus Vietnam, Äthiopien, Nicaragua oder den Balkanländern. Vor allem Bulgarien lieferte nun neben Paprika auch Auberginen und Zucchini.
Dass Rezepte immer auch ein Politikum waren, daran erinnert sich Ursula Winnington noch gut. Im Dezember schrieb man nicht über Tomaten, weil es dann in der DDR keine gab. Wenn reichlich Kohl in den Regalen lag, verlangte die Parteispitze: Macht mehr mit Kohl! Und in Winningtons Heft „Küche anderer Länder“ durfte kein chinesisches Menü erscheinen, weil sich das Verhältnis der DDR zum Land Maos abgekühlt hatte.
Klar, die DDR-Bürger waren im Durchschnitt zu dick, dicker auch als ihre Westverwandtschaft. Inzwischen haben sich die Verhältnisse angeglichen. Alle essen zu fett, zu süß, zu salzig. Die deutsche Küche sei stark erneuerungsbedürftig, sagt Ursula Winnington. Sie achtet beim Essen weiterhin auf Qualität: wenig Kohlenhydrate, wenig Fleisch, eiweißhaltiger Fisch und „Gemüse, Gemüse, Gewürze, Gewürze“.
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