Neu-Ulm hat anders als das größere Ulm keine lange Geschichte, dafür einen griffigen Slogan: „Wir leben neu“. Hat die Stadt was zu bieten?
Mit Blick auf den Betonklotz: Auf der Herdbrücke geht es über die Donau von Ulm nach Neu-Ulm Foto: H. Lehmann/ullstein bild
Glanz und Historie, auf der anderen Seite der Donau Was Geschichtliches und Heimatliches betrifft, konnte Neu-Ulm mit dem Gegenüber noch nie mithalten. Ulm besitzt sein Fischerviertel, sein Münster, den Glanz der Historie als freie Reichsstadt – und den Vorzug, schon lange vor Neu-Ulm dagewesen zu sein. Es inszeniert diesen Umstand alljährlich mit dem im Mittelalter verankerten Schwörmontag, zu dem das karnevaleske „Nabada“ gehört.
Die Frage des Herkommens Reden wir über das Schicksalhafte, muss angeführt werden, dass Neu-Ulmer bei der Herkunftserklärung meist ein „bei Ulm“ hinzufügen müssen. Ulmer überfällt solche Erklärungsnot erst ganz weit weg. Aber ist das nicht das Los aller aus Dings, dass sie lediglich „bei“ wohnen? Die Identitätstankstelle muss dann halt Ersatzkraftstoff liefern.
Sie stammt übrigens aus einem Stadtteil, in dem jener Neu-Ulmer Oberbürgermeister wohnte, der in den 1980ern den bislang süffigsten Skandal der Stadt lieferte. Überliefert ist, dass er in einer halböffentlichen heiteren Runde den Stiefel einer Dame mit Getränk befüllte – und es trank. Neu-Ulm macht es einem immer wieder verdammt schwer. Es hatte mal was Funkelndes, Sprühendes, damals nach dem Abzug des US-Militärs in den 1990ern. In die Hinterlassenschaften zogen Künstler, Clubs, Kreative. Heute befinden sich im einstigen Glitzermeer der neue Stadtteil Wiley und die junge Hochschule. Sie ist das Gegengewicht zur ein Vierteljahrhundert älteren Universität Ulm.
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