Landeshauptmann Arno Kompatscher über seine neue Fünferkoalition, Identitäten und den Transit-Konflikt am Brenner.
Wenn man in Österreich leicht abschätzig von „italienischen Verhältnissen“ spricht, ist Südtirol in der Regel nicht mitgemeint. Die autonome Provinz wird seit 1948 konstant von der Südtiroler Volkspartei regiert. Sie definiert ihre Zielgruppe mehr ethnisch als ideologisch und will alle Deutschsprachigen und Ladiner ansprechen.
Herr Landeshauptmann, in Südtirol regiert Ihre SVP mit vier anderen Parteien, ein absolutes Novum. Wie würden Sie das Fünfer-Bündnis jemandem in Österreich kurz erklären?Die Koalition ist aus dem Wahlergebnis und südtirolspezifischen Regeln entstanden. Alle Sprachgruppen müssen in der Regierung vertreten sein.
Sie regieren jetzt mit einer hauchdünnen Mehrheit, es hätte auch eine Option ohne extreme Rechte gegeben. Sie mussten also nicht.Wir haben lange darüber diskutiert. Ausschlaggebend war, dass die italienische Premierministerin Giorgia Meloni im Oktober in ihrer Regierungserklärung eine Zusage für eine Autonomiereform gegeben hat. Ein absolutes Novum in Italien.
Die türkis-blaue Regierung in Wien wollte Südtirolern eine Doppelstaatsbürgerschaft geben. Mit Ibiza sind die Pläne geplatzt. Sind Sie froh darüber?Es gibt den Wunsch, mit einem zweiten Pass Nähe und Zugehörigkeit auszudrücken. Dafür habe ich Verständnis. Aber dann gibt es auch eine rechtliche und politische Ebene: