Der Krieg in der Ukraine fordert nicht nur viele Todesopfer auf beiden Seiten, sondern regelmäßig werden Soldaten auch gefangen genommen. In Russland sollen Ukrainer misshandelt werden, während sich die Ukrainer darum bemühen, ein Bild von anständigen Haftbedingungen zu vermitteln.
Im Gänsemarsch, die Augen gesenkt, marschieren die Kriegsgefangenen in ihrer Arbeitskleidung und in Stiefeln in Richtung Kantine zum Mittagessen. Es gibt Erbsensuppe, Buchweizenbrei, Rote-Bete-Salat mit Brot. Plötzlich stehen alle auf und rufen gleichzeitig auf Ukrainisch: "Danke für das Essen!" Die Nachrichtenagentur AFP konnte ein Kriegsgefangenenlager besuchen, das im vergangenen Jahr im Westen der Ukraine eingerichtet wurde.
Die ukrainische Führung will zeigen, dass russische Kriegsgefangene anständig behandelt werden - im Gegensatz zu ukrainischen Gefangenen, die nach Angaben aus Kiew und von westlichen Menschenrechtsorganisationen in russischen Lagern misshandelt werden. Der Sprecher der für Kriegsgefangene zuständigen ukrainischen Behörde, Petro Jazenko, sagt nicht, wie viele Gefangene in der Einrichtung festgehalten werden.
Die Russen im Alter zwischen 19 und 58 Jahren warten auf ihren Austausch gegen ukrainische Kriegsgefangene. Seit Beginn des Krieges kehrten 2598 gefangene Ukrainer zurück, nach Angaben der ukrainischen Behörden gab es 48 Gefangenenaustausche. Zuletzt fand im August ein Austausch statt, bei dem aber nur wenige Soldaten zurückkehrten. Jazenko zufolge hatte Moskau die Verhandlungen abgebrochen.
Im Lazarett werden verletzte Gefangene behandelt. Einer von ihnen ist durch einen Granatsplitter entstellt und kann kaum sprechen. "Ich kann nicht essen", sagt der 46-Jährige, die Schultern gebeugt. Er kommt aus Brjansk nahe der ukrainischen Grenze und hat nach eigenen Angaben nur zwei Wochen gekämpft, bevor er vor fast vier Monaten ins Lager kam.
Während des Besuchs werden den Journalisten Räume mit Fernsehern und Kühlboxen gezeigt. Die Insassen dürfen telefonieren, aber bei ihren Gesprächen wird mitgehört. Ein Laden verkauft Süßigkeiten, Zigaretten und Cola. In der Bücherei können die Gefangenen Bücher auf Russisch ausleihen - von Dan Brown bis Dostojewski. Jeder Insasse koste den Staat pro Monat etwa 250 Euro.
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