Städte wirken auf den ersten Blick unveränderlich. Das sind sie aber keineswegs, ihr Antlitz wandelt sich vielmehr fortdauernd. Es entstehen Gegensätze, es bilden sich Spannungsfelder.
Alles ist im Fluss. Diese auf den griechischen Philosophen Heraklit zurückgeführte Weisheit des ewigen Wandels zeigt sich in jeder Stadt. Mögen es die modernen Anforderungen in puncto Wärmedämmung sein, die Beseitigung eines überkommenen architektonischen Zeitgeists oder das schlichte Wachstum: Obwohl sie in vielen Augen statisch erscheinen, bleibt in Städten über längere Sicht kein Stein auf dem anderen.
Dieser Wandel schafft faszinierende Blickachsen, interessante Kontraste und sorgt für belebende An- und Aussichten. Alt trifft auf Neu, Zweckbau auf Prunkbau, Solitär auf Serienfertigung, Klein auf Groß, Rückbau auf Neubau, Harmonie auf Disharmonie. Kurz: Es entstehen Spannungsfelder, die dazu beitragen, der Stadt in ihrer Gesamtheit ein Gesicht, einen Charakter zu geben.
Manche dieser Perspektiven existieren nur wenige Wochen während einer Bauphase, andere überdauern Jahrhunderte. Und dieser Wandel ist wichtig. Schließlich wäre nichts weniger anziehend und lebenswert als eine Umgebung, in der ein Haus, ein Straßenzug und ein Stadtteil dem anderen gleicht. Wer auf der Stelle tritt, kommt nicht vorwärts.
Selbstredend finden nicht alle Veränderungen oder Stile ungeteilte Zustimmung. Das kann auch gar nicht der Anspruch sein. Die Plattitüde, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, hat ihre Daseinsberechtigung. Wer sich mit einer dieser zu Stein gewordenen Neuerungen gar nicht anfreunden kann, findet vielleicht eine gewisse Aufmunterung in der Tatsache, dass selbst dieses Objekt eines Tages dem Wandel unterworfen sein wird.
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