Wenn ein Mensch schwer erkrankt, kümmern sich zu 80 Prozent die Angehörigen zu Hause – und müssen oft alle möglichen Formen staatlichen Versagens ausgleichen.
Meine Mutter habe ich zehn Jahre lang neben meinem Job zu Hause selbst gepflegt, mein Vater lebt inzwischen im Heim. Trotzdem bin ich in beiden Fällen pflegende Angehörige. Denn auch für meinen Vater wende ich mindestens 20 Wochenstunden auf, um mich um ihn und seine Angelegenheiten zu kümmern. Für meine Mutter waren es zehn Jahre lang über 40 Wochenstunden, zusätzlich zum Vollzeitjob.
Und es sind auch nicht die ambulanten Pflegedienste, die den Großteil der Pflege zu Hause verrichten. Sondern es sind die Angehörigen selbst, die zu rund 70 Prozent ihre Pflegebedürftigen ganz alleine versorgen. Sage und schreibe – je nach Studie – bis zu acht Millionen Angehörige leisten diese – oft tägliche – Sorgearbeit für die Alten, Kranken und Behinderten in ihren Familien. Aber kaum einer spricht über sie, geschweige denn: bezahlt ihre Arbeit.
Ein Beispiel: Mein Vater war Lehrer, deshalb privat versichert. Das ist im Gegensatz zur landläufigen Meinung im Alter und vor allem bei chronischer Krankheit mitnichten ein Vorteil gegenüber der Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Selbst wenn ich es persönlich also schaffe, die Pflege meiner Angehörigen mit meinem Job zu vereinbaren, indem ich auf einen Großteil meiner Freizeit verzichte und mich besonders effizient organisiere: Gegen die finanziellen Belastungen, die die Pflege mit sich bringt, und das Versagen staatlicher Hilfsleistungen habe ich als Privatmensch keine Chance.
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