Teamchef Ralf Rangnick will das österreichische Nationalteam zu einem der besten der Welt machen. Im ÖFB gewährt man ihm deshalb ein Privileg: Er darf sich überall einmischen. Begegnung mit einem Getriebenen. Von geraldgossmann
Das Geplänkel dauerte nur Sekunden, ließ aber tief blicken. Es war im Juni 2022, Ralf Rangnick war erst kurz als Teamchef im Amt, da gelang dem Nationalteam ein 1:1 gegen Weltmeister Frankreich. Im Publikum wehten die Fahnen, Fernsehsprecher waren in Sektlaune, ORF-Moderator Rainer Pariasek tat, was man eben tut in solchen Momenten: mit einem breiten Grinsen dem Trainer gratulieren. Mehr brauchte der nicht.
Seine Vorstellungskraft hat Rangnick weit gebracht. Er ist in Backnang aufgewachsen, einer schwäbischen Kleinstadt. Schon als Sechsjähriger erteilte er älteren Buben auf dem Fußballplatz Kommandos. Rangnick wurde Lehrer für Englisch und Sport – und mit 25 Trainer bei seinem Heimatverein, dem Bezirksligisten FC Viktoria Backnang. Die Spieler rauchten und tranken im Trikot, erzählt er noch heute schockiert.
Im ÖFB zweifelte man lange an derlei Befunden. Sportdirektor Peter Schöttel gab zu bedenken, dass nicht alle Spieler zum Powerfußball taugen. Außerdem werde es für den Teamchef „wahnsinnig schwierig, weil du kaum Zeit für Trainingseinheiten hast“. Kurz gesagt: Im ÖFB dominierten Probleme, nicht Lösungen. Schöttel hatte seinen Kumpanen Peter Stöger für den Teamchefposten favorisiert. Doch der gilt selbst als vorsichtig und eher defensiv.
Wenn Rangnick vor einem sitzt, wirkt er nicht wie ein Killer. Seine Statur ist schmächtig, er ist nicht sonderlich groß, trägt Kurzhaarschnitt und Brille. Doch er kann ansatzlos streng werden, auch im lockeren Gespräch. Er wird nicht gerne unterbrochen. „Lassen Sie mich das doch mal zu Ende erzählen“, sagt er dann harsch. Seine Geschichte endet nicht mit jenem „Blutbad“ – sondern mit einem ultimativen Masterplan.
Wenn Rangnick in Sitzungen von seinen Plänen referiert, staunen seine Sitznachbarn. Er neigt zu originellen Ideen. Einst forderte er, alle Tore zu vergrößern, damit das Spiel durch mehr Treffer attraktiver werde. Für Österreich wolle er nun einen Masterplan entwickeln, um nachhaltig zur Weltspitze aufzuschließen. Er kümmert sich um den Nachwuchs, schaut sich nach Talenten um und organisierte zuletzt einen Sichtungslehrgang. Nicht ganz ohne Widerstände.
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