Kunstverständnis: Kaum wird einem Künstler ein Preis zuerkannt, schon geht man auf die Suche nach fragwürdigen Details in der Biografie, nur, um empörungsfroh feststellen zu können, weshalb gerade dieser Künstler absolut nicht preiswürdig ist.
Edwin Baumgartner Redakteur Es ist das derzeit beliebteste Spiel des deutschsprachigen Feuilletons: Kaum wird einem Künstler ein Preis zuerkannt, schon geht man auf die Suche nach fragwürdigen Details in der Biografie, nur, um empörungsfroh feststellen zu können, weshalb gerade dieser Künstler absolut nicht preiswürdig ist. Zumal dann ist solches angesagt, wenn der Künstler eine abweichende Meinung, speziell abweichende politische Ansichten vertritt.
Selten aber ist über einen Künstler etwas Vergleichbares hereingebrochen wie über Peter Handke, nachdem die Schwedische Akademie am 10. Oktober bekanntgegeben hat, den österreichischen Schriftsteller mit dem Literaturnobelpreis des Jahres 2019 auszuzeichnen.Handke, so hieß es, sei nicht preiswürdig, er habe sich im Jugoslawienkrieg mit der falschen Seite solidarisiert.
Deshalb also soll Handke des Literaturnobelpreises nicht würdig sein, also, weil er seinen Pazifismus nicht abgelegt hat, sobald er unbequem wurde, sondern universell verstanden hat. Als würde sich das deutschsprachige Feuilleton in modifizierter Form der bekannten drei Affen bedienen: Keine Zusammenhänge sehen wollen, keine Gegenargumente hören wollen, aber darüber reden.
Doch vielleicht drückt sich so die Ratlosigkeit aus, wie mit der Querständigkeit von Künstlern umzugehen ist. Die Kunst darf alles, wird in der Regel argumentiert, vor allem dann, wenn sich die Kunst den politischen Gegner vornimmt.
Die in der Diskussion um Handke implizit enthaltene Behauptung, Kunst sei Charaktersache, ist freilich schlicht Unfug. Das lehren Beispiele aus der Geschichte:
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