Ernst Nonnenmacher verbrachte drei Jahre als „Asozialer“ in KZs. Jetzt gründet sein Neffe einen Verein, um an die vergessenen Opfer zu erinnern.
Ernst Nonnenmacher hatte schon des öfteren gesessen, immer wegen kleiner Delikte: Diebstahl, Hehlerei, Verstoß gegen das Meldegesetz, Widerstand. Kurz nach dem Jahresbeginn 1939 bemüht sich der 30-Jährige wieder einmal um einen Job, nachdem er kurz zuvor entlassen worden war. Er findet nichts, nur Drohungen und Verwünschungen werden gegen den Wandernden ausgestoßen.
Ein schwieriges Unterfangen 81 Jahre später möchte sein Neffe Frank Nonnenmacher an diese vergessenen Opfer des NS-Regimes erinnern. Der 77-Jährige emeritierte Pädagoge plant die Gründung eines Verbands der Angehörigen dieser über Jahrzehnte ignorierten Menschen. Doch das Unterfangen ist schwierig. „Es gibt kein Amt und keine Gedenkstätte, die ich fragen könnte“, sagt er. Viele der Opfer und ihrer Familien haben lange aus Scham geschwiegen.
Er trug jetzt einen grünen Winkel In Flossenbürg kam Ernst Nonnenmacher in eine enge Baracke mit 125 Häftlingen und musste fortan schwerste Zwangsarbeit in einem Steinbruch leisten. Es gab jeden Tag Tote. Im November 1942 wurde er nach Sachsenhausen verlegt. Dort musste er Körbe flechten. Dort galt er nun als „Berufsverbrecher“ und trug einen grünen Winkel. Er kam in Kontakt mit inhaftierten Kommunisten und freundete sich mit einem von ihnen an.
Schlechter Forschungsstand Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs erlaubte die „Polenstrafrechtsverordnung“ die Verhängung der Todesstrafe selbst bei geringsten Vergehen. Viele polnische Staatsbürger wurden nach Verbüßung einer Haftstrafe in KZs verschleppt. Und schließlich wurden viele der sozial Unangepassten sterilisiert, weil ihr Verhalten nach den Vorstellungen der Nazis vererbbar war.
Frank Nonnenmacher ist mit der Umsetzung des Bundestagsbeschlusses nicht zufrieden. „Drei Jahre sind vergangen“, das sei zu viel Zögerlichkeit. „‚Asoziale‘ und ‚Berufsverbrecher‘ – diese Bezeichnungen müssen verschwinden“, sagt er.
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