Möglich, dass die Linkspartei bald abtritt von der politischen Bühne. Einige ihrer bekanntesten Köpfe verlassen die erste Reihe. Sind sie gescheitert?
Matthias Höhn, damals noch Bundesgeschäftsführer der Partei, präsentiert die Wahlkampagne, 2013 Foto: Daniel Reinhardt/dpaDie Linkspartei taumelt seit Monaten durch die schlimmste Krise ihrer Geschichte. Vielleicht löst sich ihre Bundestagsfraktion auf – es wäre das erste Mal seit 1949, dass eine Fraktion sich spaltet. Fraktionschef Dietmar Bartsch, der bisher als Garant der allerdings recht bleiernen Stabilität galt, will nicht mehr.
Warum jetzt dieser Rückzug? Aus Enttäuschung über die Partei, die nicht wurde, was sie versprach? Family values statt Parteisoldatentum? Oder eine Mixtur aus Selbstverwirklichung und Frust? Sind sie Gescheiterte? Verlierer, die die Fahne eingerollt haben? Sein Rückzug hat auch etwas mit einem Ermüdungsbruch zu tun. Mit Überdruss. „Ich weiß bei jeder Debatte in der Fraktion oder auf Social Media vorher, wer was sagt.“ Und alles werde „immer gecheckt – für oder gegen Wagenknecht“.
Das richtet sich gegen die hochmoralische Wokenessfraktion in der Partei, die sich gern vom Normalen abgrenzt. Allerdings ist Leute zu mögen jetzt auch nicht Wagenknechts Kernkompetenz. Der Hauptfehler, sagt er, war, dass „die Reformer es nicht geschafft haben, die Kluft zwischen Ländern und Bund zu schließen“. In den Ländern, in Berlin, Thüringen, Bremen, regiert man mit. Doch im Bund „haben wir es nie geschafft, eine Regierungsperspektive zu eröffnen“.
Nach dem gescheiterten Versuch, die gusseiserne Außenpolitik der Partei aufzulockern, wollte er Vizeparteichef werden. Und verlor gegen Tobias Pflüger, einen „Raus aus der Nato“-Mann. 42 Prozent hatten für Höhn gestimmt. Das zeige doch, dass es „ein Bedürfnis nach der Debatte über die Außenpolitik in der Partei gab“, sagt er. Man kann es auch anders formulieren: Höhn hat eine beeindruckende Art, die Glut in der Asche zu sehen.
Das zweite Leben Stefan Liebich sitzt in einem Café in Berlin-Pankow. Es ist ein Heimspiel für ihn. Hier in Pankow hat er 2009, 2013 und 2017 das Direktmandat für den Bundestag gewonnen. Liebich ist braun gebrannt, wirkt aufgeräumt und schwärmt von Billy Joels Konzerten im Madison Square Garden. Er kommt gerade aus New York, seiner neuen Heimat. Dort wird er das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung leiten. Die Stiftung als Exit-Option.
Das stimmt alles, segelt aber am Kern vorbei. Die Linkspartei wankt gerade am Rand des Untergangs entlang. Keine Selbstkritik? Kein Gefühlsrest – du hättest doch bleiben sollen? Damals hat die Partei aufgehört, für ihn Familie und Heimat zu sein. Und wurde eine Organisation, die Interessen vertritt. Nichts Wärmendes, eher etwas Neutrales.
Aber die Linkspartei war gut eineinhalb Jahrzehnte stabil – der Preis dafür war es, existenzielle Fragen wie die nach dem Regieren und dem Verhältnis zur Nato mit Formelkompromissen zuzuschütten.
Österreich Neuesten Nachrichten, Österreich Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
Wenn in der Wüste Regen fällt: Das 'Burning Man'-Festival wird zur SchlammschlachtWegen heftigen Regens mutiert das 'Burning Man'-Festival in Nevada zur Schlammschlacht. Zahlreiche Besucher stecken auf dem Gelände fest und wurden angehalten, Lebensmittel zu sparen.
Weiterlesen »
Ferrari-Krise vor Heimrennen: Vettel-Besieger Leclerc entzaubert sich selbstCharles Leclerc belegt derzeit den sechsten Platz der WM-Wertung und steht vor dem Ferrari-Heimrennen am Wochenende stark in der Kritik.
Weiterlesen »
Familienkolumne: Wenn Mama nicht ins Heim möchteWas ist, wenn die eigene Mutter nicht ins Heim möchte? Unsere Autorin erzählt von ihrer Erfahrung als Teilzeit-Pflegerin.
Weiterlesen »
Wenn im Landkreis Straubing-Bogen sich ungebetene Gäste anwanzenAbends kommen hin und wieder Baumwanzen zum Licht geflogen. Manche Menschen erschrecken, wenn sie sie entdecken. Und fragen sich, ob diese Tiere
Weiterlesen »
(S+) Kindergrundsicherung: Armut kann steigen, auch wenn alle mehr verdienenIm Streit um die Kindergrundsicherung verlieren selbst Experten wie DIW-Chef Marcel Fratzscher bisweilen den Überblick. Eine kleine Hilfestellung zum Lesen von Statistiken.
Weiterlesen »
Mit xmlstarlet Elemente ab bestimmter Nummer ausgeben und wenn Unterelement Namen enthältHallo, ich komme hier mit xmlstarlet nicht weiter. Ich kann mit xmlstarlet sel -t -c '/actions/action[2]' file.xml das gesamte zweite Element anzeigen lassen. Ich finde keine Möglichkeit das ganze ab dem zweiten bis zum Ende zu realisieren. Sowas wie [2-] wird mit Fehler quittiert. Kann ich...
Weiterlesen »