Alex Jacobowitz reist durch Deutschland, um Synagogen zu fotografieren. Sie erzählen etwas über jüdisches Leben und machen ihm Mut für die Zukunft.
Jüdisches Leben in Deutschland:Häuser mit Persönlichkeit Das Motiv ist perfekt. Die Synagoge, ebenmäßig wie ein antiker Tempel, ruht auf einem künstlichen Hügel, Steine sichern die Böschung, davor eine Wiese. Zufrieden baut Alex Jacobowitz das Stativ auf, fixiert das Bild. Durch das Laub schimmert der See. Es hat etwas Bukolisches.
Es soll in Deutschland etwa 900 Gebäude geben, die früher als Synagogen genutzt wurden und später umgewidmet wurden. Aus der Synagoge von Sommerhausen bei Würzburg etwa wurde eine katholische Marienkapelle. Andererseits dient die ehemalige Cottbuser Schlosskirche seit 2015 als Synagoge.Der Begriff Synagoge stammt aus dem Griechischen und bedeutet versammeln, zusammenkommen.
Lange Zeit ist es eine Erfolgsgeschichte, die 1672 mit dem Ansiedlungsedikt für Juden beginnt und den Kleinstaat zu wirtschaftlicher Blüte führt. Die nahe Residenz Dessau wird zum Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit. Als Sohn eines Toraschreibers wird dort 1729 Moses Mendelssohn geboren. Der Philosoph und Freund des Dichters Gotthold Ephraim Lessing gilt als Inspiration für dessen Figur von Nathan, dem Weisen.
Mit dieser Synagoge beginnt auch Jacobowitz’ Karriere als Autor. Weil noch kein entsprechendes Werk vorlag, hat er ein Buch über die Synagoge verfasst, mit Dokumenten und Fotos bebildert, verlegt bei Hentrich & Hentrich, einem Verlag für jüdische Kultur und Zeitgeschichte. Die „100 Synagogen“ sind Jacobowitz’ dritte Publikation.
Jacobowitz ist die Vortreppe hinaufgestiegen, bückt sich zu einer Sandsteintafel im Mauerwerk. „L.F.F. H.Z.A. 1789“ – die Buchstabenfolge ist schnell gelöst: „Leopold Friedrich Franz – Herr zu Anhalt, der Landesherr von Anhalt-Dessau, ließ die Synagoge 1789 errichten. Der Park war das Herzstück des Arkadiens, zu dem Leopold Friedrich Franz III. seinen Kleinstaat umgestalten wollte.
Dass die Synagoge nicht angezündet wurde, ist dem damaligen Gartendirektor zu verdanken. „Ein einziger Mensch hat das verhindert“, sagt Jacobowitz. Als am 9. November 1938 zwei Brandstifter in der Synagoge verschwinden, versperrt der Direktor kurzerhand die Tür. Um nicht selbst zu verbrennen, lassen die beiden von ihrem Plan ab und fliehen.
Für Jacobowitz gibt es sowieso keine ehemaligen Synagogen. „Es gibt nur quasi ehemalige Synagogen.“ Es sind die viele Synagogen, die vor 1938 verkauft wurden, weil sie zu klein geworden waren. Oder, im Gegenteil, die Synagogen nicht mehr gebraucht wurden, weil sich die Gemeinden auflösten. Allerdings war die jüdische Gemeinde schon vor 1933 weitgehend erloschen, erzählt Anett Gottschalk. Es war die Folge der Gleichstellung von Juden im Deutschen Reich. Die junge Generation suchte ihr Glück fortan in den großen Städten, zurück blieben die Alten. 1934 war ihre Zahl so klein geworden, dass die Gemeinde die Synagoge der Stadt übergab, verbunden mit der Auflage, das Haus für die nächsten fünfzig Jahre nicht zu verändern.
Jacobowitz wirft einen prüfenden Blick auf die Torarolle. 104.000 Buchstaben müsse sie haben, sagt er, alle korrekt geschrieben. Diese sei nicht mehr unversehrt, sagt Anett Gottschalk. „Die Tora ist nicht mehr koscher“, urteilt Jacobowitz. Sollte hier wieder ein Gottesdienst gefeiert werden, braucht es dafür eine intakte, koschere Tora. Sie wird kommen.
In seinem Hass tötete der Angreifer stattdessen eine Passantin und den Gast in einem Döner-Imbiss und verletzte weitere, bevor er nach einer langen Verfolgung überwältigt wurde. Seitdem ist die Synagoge ein Hochsicherheitstrakt.
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