Der Mann fragte mich, ob er sich kurz zu mir setzen könne. Ich stimmte zu. Es wäre auch seltsam, jemandem auf einem Friedhof einen Sitzplatz abzuschlagen.
In den vergangenen Jahren habe ich mir angewöhnt, zumindest an sonnigen Tagen, meinen streng einzuhaltenden Nachmittagsschlaf auf Friedhöfen zu nehmen. Meist spaziere ich über das jeweilige Gelände und suche mir eine etwas abseits stehende Bank oder ein schattiges Plätzchen unter einem Lebensbaum. Dort döse ich schnell ein. Es braucht nur wenige Minuten Schlaf, und schon bin ich wieder bereit für die schnellen Strömungen der Stadt.
Der französische Philosoph Jean Baudrillard hat einmal geschrieben, dass es in der modernen Stadt keinen Friedhof mehr gebe, weil die Straßen selbst von Toten überfüllt wären. Er spielte damit auf eine Kultur an, die das Lebende verdrängt. Ich verstehe ihn, möchte aber bemerken, dass die Friedhöfe mir inzwischen lebendiger vorkommen als die Straßen.
»Je mehr Eichhörnchen ich sehe, desto sicherer bin ich, dass der Friedhof auch meinen Bedürfnissen entspricht. « Als ich mich aber vor einigen Monaten an einem heißen Nachmittag während eines Berlinbesuchs vom stickigen Mehringdamm auf die Friedhöfe am Halleschen Tor, genauer zum „Jerusalems- u. Neue Kirche-Friedhof III“, schleppte, um endlich etwas ausruhen zu können, kam alles anders.
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