Kaum etwas regt uns so sehr auf wie unsere eigene Sprache. Die Debatte wird hitzig, ideologisch und irrational geführt – von beiden Seiten. Ein Plädoyer für etwas mehr Gelassenheit.
Frankfurt
Vorweg ein Punkt, der schnell übersehen wird: Das Problem gibt es nicht nur im Plural, sondern auch im Singular. Wenn meine Freundin tagelang über Kopfschmerzen klagt, sage ich vielleicht zu ihr: „Geh’ doch mal zum Arzt!“ Das heißt nicht, dass ich sie unbedingt zu einem Mann schicken will.Standort erkennen
Die Frage hängt davon ab, welcher Sprachphilosophie man – oft eher unbewusst als bewusst – anhängt. Die Versuchung ist groß, einzelnen Worten oder grammatischen Formen eine ganz bestimmte, unverrückbare, sozusagen mit Pattex befestigte Bedeutung anzukleben. „Heute sind Bundestagswahlen“ ist formal ein Präsens und inhaltlich auch. „Im kommenden Jahr sind Bundestagswahlen“ ist formal immer noch ein Präsens, aber in Wahrheit ein Futur: Im Deutschen ist es korrekt, in klar bezeichneten Zusammenhängen die Präsensform als Futur zu benutzen.
Das „innen“ verändert das nicht. Sondern hier wird lediglich das Weibliche aus dem Männlichen abgeleitet, so wie Eva aus einer Rippe von Adam geschaffen wurde. Die Frage ist im Grunde, wie sehr wir diese Rippe betonen wollen. In dem Punkt kann beim Gendern viel schiefgehen: wenn Gender und Wortgeschlecht verwechselt wird. Ja, auch eine Frau kann ein Flüchtling sein. Und Kinder sind keine Sachen.Der Gender-Doppelpunkt ist die neueste Form der gendersensiblen Schreibweisen.
Jetzt gibt es Leute, die sagen, lasst uns gendern, aber lasst es uns nicht übertreiben. Okay, aber dann springt man beständig, bei „Bürgermeister*innen“ sogar im Wort, zwischen zwei Sprechweisen hin und her. Wer gegenderte Texte genau liest, wird ohnehin feststellen, dass es selten gelingt, die Sache durchzuhalten.
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