Kolumbiens Regierung verhandelt mit den Guerillas von der ELN. Gut so – aber mit Venezuela am Tisch hat dies ein Geschmäckle.
Gustavo Petro ist der achte Präsident Kolumbiens, der sich an Friedensverhandlungen mit der ELN-Guerilla versucht, seit das „Nationale Befreiungsheer“ Anfang der 1960er Jahre den bewaffneten Kampf aufnahm. Alle sieben vor ihm sind gescheitert. Petro allerdings ist anders als seine Vorgänger ein Linker, kommt aus der Linken, war selbst einmal Guerillero.
Mit der ELN zu Vereinbarungen zu kommen, war immer schwierig. Anders als die größere Farc hatte sich die ELN seit einer herben militärischen Niederlage 1973 dezentral reorganisiert. Die verschiedenen Fronten genießen weitgehende Autonomie, ihre Strategien sind nicht überall gleich. Das macht Verhandlungen schwierig.
Dazu kommt, dass die ELN heute eine binationale Organisation ist. Venezuelas Grenzregionen sind schon lange nicht mehr nur Rückzugsraum: Die ELN-Strukturen bestehen dort großenteils aus Venezolaner*innen, und in Kolumbien erfolgreiche Strategien von militärischer Kontrolle gepaart mit sozialem Engagement funktionieren auch in Venezuela – mit dem Unterschied, dass der dortige Staat wegschaut oder unterstützt.
Wenn bei den Verhandlungen jetzt also neben Norwegen auch Kuba und Venezuela als Garantiemächte mit am Tisch sitzen, dann hat das durchaus ein Geschmäckle – Venezuela ist kein Vermittler, sondern Partei. Das kann allerdings womöglich auch nutzen. Es ist schwer vorstellbar, dass die ELN-Comandantes ihre ökonomisch und politisch recht komfortable Position einfach aufgeben und sich die Waffen wegverhandeln lassen. Und dennoch: Zur Wiederaufnahme der Verhandlungen gibt es keine wirkliche Alternative. Ja, Gespräche in der Vergangenheit sind gescheitert. Der Versuch einer militärischen Lösung allerdings erst recht. Und mit noch fataleren Konsequenzen.
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