Nächste Woche kommt der Film „Der vermessene Mensch“ in die deutschen Kinos. Im Bundestag wurde er vorab präsentiert – mit einigen Irritationen.
BERLIN taz | In den Gängen des Bundestags gerät Girley Charlene Jazama am Dienstagabend ins Stutzen. Die namibische Schauspielerin ist zum ersten Mal im deutschen Parlament und erhält bei der Gelegenheit eine Führung durch den Gebäudekomplex. Von der Kantine führt ein unterirdischer Flur in den Keller des Reichstags, an der Wand hängen Tafeln zur deutschen Geschichte, und hier stößt Jazama auf eine Lücke.
Das passt ins Bild: Der Völkermord an den Herero und Nama ist in Deutschland eine Leerstelle. Zwischen 1904 und 1908 töteten deutsche Soldaten auf dem Gebiet des heutigen Namibia Zehntausende Angehörige der beiden Völker. Die Vernichtung rechtfertigten sie mit vorangegangen Aufständen gegen die deutsche Kolonialmacht. Der Massenmord gilt als erster Genozid des 20. Jahrhunderts.
Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass der Völkermord hier Thema ist. 1904 benötigte die deutsche Regierung Geld, um zusätzliche Soldaten in den Vernichtungskrieg zu schicken. Der Reichstag diskutierte über die Mittelfreigabe und stimmte schließlich zu. Zwei Jahre später verweigerte die Mehrheit der Abgeordneten dann weiteres Geld, woraufhin der Reichskanzler das Parlament auflösen ließ.
Aus Sicht der Bundesregierung ist das eine innernamibische Angelegenheit, die dort geklärt werden muss. Keul kann zwar wie zuletzt im Dezember in Namibia Gespräche führen, im Grunde hängt sie aber in der Luft. „Durch die Frage der Erklärung sollten wir nicht zu sehr einengen“, sagt sie nun in Berlin. Zur Anerkennung des Unrechts ließe sich auch jenseits des Abkommens einiges machen.
Der Fokus liegt auf den Tätern Eine Geschichte der Opfer zeigt der Film allerdings auch nicht. Der Fokus liegt auf den Tätern. Die Hauptfigur ist ein junger deutscher Ethnologe, der sich selbst schuldig macht.
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