Abu Dhabi 2018 ist mit grosser Wahrscheinlichkeit das letzte GP-Wochenende von Fernando Alonso. Die Formel 1 verliert eine schillernde Persönlichkeit, einen Piloten, dessen Talent zu wenig belohnt wurde.
Jahrelang habe ich im Grand-Prix-Sport an der Seite des unvergleichlichen Helmut Zwickl berichtet. Ich finde Neid grundsätzlich lächerlich, aber ich gebe zu – ich habe meinen Wiener Seilgefährten darum beneidet, dass er 60er Jahre-Grössen wie Jim Clark, Jack Brabham oder Jackie Stewart hat fahren sehen.
1999 verliess Alonso den Kartsport und wechselte unter Anleitung des ehemaligen Formel-1-Piloten Adrian Campos in die «Euro Open Movistar by Nissan»-Meisterschaft . Bereits in seiner ersten Saison konnte der damals 18-Jährige die Meisterschaft gewinnen, was zu einer Einladung zu Formel-1-Testfahrten für das Minardi-Team führte.
«Lieber Fernando. Da gibt es ein paar Dinge, die du wissen solltest, wenn du in die Formel-1-Welt kommst. Also habe ich hier einige Tipps. Du wirst einige unglaubliche Menschen kennenlernen, die Besten der Welt in ihrem Job. Du wirst von ihnen sehr viel lernen, nicht nur auf der technischen Seite oder als Profi, sondern auch aus menschlicher Perspektive. Du machst dich auf eine unfassbare Reise, und du wirst jede Sekunde geniessen.
Der langjährige Formel-1-Techniker Pat Symonds: «Ich hatte zuvor mit Ayrton Senna und Michael Schumacher gearbeitet. Fernando hatte ein anderes Gemüt mit vergleichbaren Charakteristiken. Er war schon bei Renault tief davon überzeugt, dass er der Beste ist. Und er war es auch wirklich.» Der WM-Kampf zwischen den beiden McLaren-Platzhirschen spitzte sich mehr und mehr zu und fand seinen Höhepunkt beim Qualifying zum Ungarn-GP, als Alonso nach seiner vorläufigen Pole-Position zum Ende des Qualifyings so lange an der Box stehenblieb, bis Lewis Hamilton die Zeit für eine weitere schnelle Runde fehlte. Die FIA bestrafte Alonso für dieses unsportliche Verhalten und versetzte ihn um fünf Startplätze zurück.
Bei seinem Heimrennen in Spanien stand er als Zweiter zum zweiten Mal in der Saison auf dem Podium, in Kanada wurde er Dritter und in Deutschland folgte der nächste Sieg. Allerdings profitierte er dabei davon, dass Teamkollege Felipe Massa ihn auf Anordnung des Teams vorbeigelassen hatte. Die Rennleitung sah das Überholmanöver als verbotene Stallorder an und bestrafte Ferrari mit einer Geldbusse von 100.000 US-Dollar.
Nach Platz 2 in Spanien und Rang 3 in Monaco fuhr er als WM-Führender nach Kanada. In Montreal kam er aber nur als Fünfter ins Ziel und Sebastian Vettel zog in der Wertung wieder an ihm vorbei. In Valencia startete Alonso nur als Elfter. Dank einer makellosen Strategie, einer Safety-Car-Phase, des Ausfalls von Sebastian Vettel und einer perfekten Fahrt feierte der Spanier beim Grand Prix von Europa jedoch seinen zweiten Saisonsieg und übernahm wieder die Führung in der WM.
2016 zeigte McLaren-Honda bei den Wintertests einen Aufwärtstrend. Aber Alonso konnte erst mit Verspätung davon profitieren: Nach einem fürchterlichen Unfall in Australien musste der Spanier das Rennen in Bahrain auslassen. Später, wieder komplett erholt, erlebten die Fans einen Alonso, der so stark fuhr wie immer. Aber der McLaren-Honda war so konkurrenzfähig, als müsste Alonso zum Abfahrtslauf mit nur einem Ski antreten.
Unfassbar: Seit Alonso Ferrari Ende 2014 verlassen hat und zu McLaren zurückkehrte, stand er nie mehr auf dem Siegerpodest! Sein letzter Podestplatz: Ungarn 2014, als Zweiter hinter Sieger Daniel Ricciardo. Sein letzter Sieg: Barcelona 2013. Die letzte Pole-Position: Hockenheim 2012!Wenn wir auf die McLaren-Honda-Jahre von Fernando Alonso zurückblicken, dann muss das Fazit lauten: Grosse Erwartung, riesige Enttäuschung.
Gereicht hat es am Ende nicht, zum Zeitpunkt seines Ausfalls lag er auf dem siebten Platz und war auf dem Weg nach vorne. Schwächen? Zeigte Alonso kaum, unübersehbar war jedoch seine mangelnde Erfahrung mit den Restarts nach den zahlreichen Gelbphasen während des turbulenten Rennens. «Ein Aspekt zum Beispiel: In der Formel 1 gibt es keine Traktionskontrolle mehr, in den Langstreckenautos aber sehr wohl. Das ist für den Fahrer eine grosse Veränderung. Dafür musst du mit anderen Einschränkungen leben, etwa mit dem Spritverbrauch, die bei uns nicht ganz so gravierend sind. Ich bin dankbar, dass ich die ganzen verschiedenen Autos testen darf. Das macht mich als Fahrer kompletter.
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