Mario Krömer kennt ausnahmslos alle Straßen seiner Heimatstadt Stade und seiner Geburtsstadt Buxtehude: Durch jede ist er mindestens einmal gejoggt.
„Every Single Street“ nennt sich sein Laufprojekt, das er 2018 startete. Auch in anderen Städten gibt es Anhänger dieser Challenge. Doch für Krömer sind die Läufe etwas Besonderes: Der 44-Jährige will anderen Menschen Mut machen. Krömer ist bereits sein halbes Leben lang wegen einer chronischen Krankheit schwerbehindert.Er war 21, als er die Diagnose Colitis ulcerosa bekam.
„Mein Energielevel ist dann gefühlt bei zehn Prozent“, sagt Krömer. Er nennt Colitis ulcerosa eine „unsichtbare Krankheit“. Niemand sehe ihm an, dass er ihretwegen schwerbehindert ist. „Man wirkt nach außen häufig gesund, ist es aber nicht. Eine chronische Erkrankung ist ein ständiger Begleiter.“ Die Schübe setzten Krömer in der Vergangenheit teilweise für bis zu zwei Jahre außer Gefecht. Seine Ausbildung als Erzieher musste er abbrechen. Nachdem er mehrere Jahre im Einzelhandel arbeitete, lebt er inzwischen vom Bürgergeld. „Kaum ein Unternehmen will Schwerbehinderte wegen des besonderen Kündigungsschutzes einstellen“, sagt er.Doch verbittert ist der Niedersachse deshalb nicht. Im Gegenteil. Er führe ein zufriedenes Leben, sagt er.
„Ich stehe total darauf, Bestzeiten zu knacken“, sagt er. Doch er merkte auch immer: „Du bist nie fertig damit.“ Ist die eine Marke erreicht, ist die nächste schon gesetzt. „Währenddessen entgeht dir wahnsinnig viel drum herum“, sagt er heute.Schließlich hörte Krömer von dem Projekt „Every Single Street“. Im Internet sah er, dass Ultra-Runner Rickey Gates in San Francisco jede einzelne Straße der Stadt gelaufen war.
Er nahm sich tägliche Routen von zehn bis 35 Kilometern vor. „Ich habe mir auf einem faltbaren Zettel die Streckenführung notiert. Mit dem in der Hand bin ich durch die Straßen gelaufen“, berichtet Krömer. Ein Jahr brauchte er, bis er Stade abhaken konnte.Sein nächstes Projekt hat Mario Krömer schon ins Auge gefasst: Sylt. Da hat er Freunde und ist auch schon Runden gelaufen. „Vielleicht fange ich im Oktober an – oder früher“, sagt der 43-Jährige.
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