Warum verlieren Soldaten im Krieg ihre Menschlichkeit? Ein Artikel von Jörg Baberowski aus der aktuellen taz_FUTURZWEI .
Von JÖRG BABEROWSKI
Als sich vor einigen Wochen die Nachricht verbreitete, im ukrainischen Städtchen Butscha hätten Soldaten der russischen Invasionsarmee ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübt, war die Verstörung groß. Wie konnte es geschehen, dass Wohnungen geplündert, Frauen vergewaltigt, manche Menschen scheinbar wahllos erschossen, andere gefoltert und hingerichtet wurden?
In wenigen Tagen und Wochen verschieben sich für die Soldaten alle moralischen Maßstäbe, die im Frieden selbstverständlich gewesen waren. Gestern noch war es verboten, Menschen zu töten, und heute schon ist es nicht nur erlaubt, sondern geboten. Bald weiß der Soldat, der ins Gefecht geschickt wird, dass sein Überleben einzig von der Fähigkeit abhängt, das Leben anderer Menschen auszulöschen.
taz Angebote der Woche Die russische Armee ist schon immer ein großes Gefängnis gewesen, in dem die Soldaten von ihren Offizieren wie Leibeigene behandelt und gedemütigt wurden. Nichts hebt das Selbstwertgefühl der Gedemütigten so sehr wie die Erniedrigung, in die sie andere Menschen stoßen. Einmal in ihrem Leben dürfen sie, die stets nur Opfer gewesen waren, Macht ausüben.
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