Ein Saisonprodukt, vergänglich wie Spargel oder Erdbeeren. Nur eben nicht jedermanns Geschmack. Und das Spannendste an Wahlplakaten sieht man nicht auf den ersten Blick.
Dürre Worte auf dünnen Brettern, die nicht gerade die Welt bedeuten. Mit einem Wahlplakat will man auch nicht tauschen, oder? Alle paar Jahre aus der Versenkung einer muffigen Lagerhalle gezerrt und in der Dämmerung mit Kabelbindern an Laternen oder Bäumen aufgehängt, genießt das Wahlplakat gerade mal wieder seine sechs Wochen Ruhm an bayerischen Straßenrändern. Danach wird das Sperrholz wieder weggesperrt.
Dabei erfüllt das Wahlplakat ja ein durchaus staatstragendes Ziel. Schließlich sollen wir Bürgerinnen und Bürger doch erfahren, wen wir da wählen können und wofür. Doch die Probleme fangen schon damit an, dass die Aufmerksamkeitsspanne für Gesicht, Botschaft und Partei jedes Speeddating wie eine langatmige Veranstaltung erscheinen lässt.
Im Gedächtnis bleiben ohnehin eher die Geschichten von früher, wenn Wind und Wetter mal die oberste Schicht abkratzen und darunter plötzlich wieder Edmund Stoiber oder gleich der alte Franz Josef Strauß zum Vorschein kommt und vor den Kommunisten warnt. Wobei, die CSU hat ihre Ikone in diesem . Schließlich gibt es von FJS zu jedem Thema das passende Zitat fürs Plakat. Aber selbst die ganz Großen werden eines Tages überklebt, die unteren Schichten werden vergessen – wenn sie nicht ein dauerhaftes Bleiberecht im Jugendzimmer von Markus Söder bekommen.