Die FPÖ und die ÖVP haben einen Kompromiss bei der Budgetsanierung erzielt, an dem andere Parteien gescheitert sind. Kritiker bezweifeln die Effektivität der geplanten Sparmaßnahmen. Die EU-Kommission muss das Paket bewerten und entscheiden, ob Österreich ein Defizitverfahren droht. Die Zusammenarbeit zwischen FPÖ und ÖVP wirft Fragen nach der Identität der ÖVP auf und verstärkt die Unklarheit, wo sich die Parteien noch unterscheiden.
Blau und Schwarz haben beim Thema Finanzen und Wirtschaft überraschend schnell gemeinsame Positionen gefunden. Innerhalb von nur drei Tagen gelang es der FPÖ und der ÖVP , einen Kompromiss bei der Budgetsanierung zu erzielen, an dem Schwarz, Rot und Pink zwei Monate lang vergeblich tüftelten. Die Details des geplanten Sparpakets, das Einsparungen von 6,39 Milliarden Euro vorsieht, sind jedoch noch mangelhaft. Kritiker bezweifeln die Effektivität einer solchen „Schocktherapie“ des Budgets.
Die EU-Kommission muss das Paket nun bewerten und entscheiden, ob Österreich ein Defizitverfahren droht. Sowohl die FPÖ als auch die ÖVP sind sich einig, dass eine Aufsicht durch Brüssel im Finanzministerium vermieden werden soll, um den EU-kritischen Positionen der FPÖ eine Bühne zu geben. Auch die ÖVP befürchtet, dass ein EU-Verfahren den guten Ruf Österreichs bei Ratingagenturen schaden würde. Der erste gemeinsame Auftritt der Parteiobmänner Herbert Kickl (FPÖ) und Christian Stocker (ÖVP) wirkte jedoch eher wie eine Präsentation des Besten aus einer Welt – der blauen. Kickl strahlte gelöst und eloquent, während Stocker einen frostigen Blick zeigte. Die ÖVP wirkt derzeit desorientiert und die Frage, wofür sie steht, stellt sich immer mehr. Das Bündnis mit Kickl wird intern genauso kritisch gesehen wie eines mit der Babler-SPÖ, und stellt die DNA der ÖVP infrage. Besonders für jene Wähler, die sich an den Slogan „Nicht mit Kickl!“ rallying point, fühlen sich von der aktuellen Entwicklung betrogen. Die Glaubwürdigkeit der ÖVP eroderiert. Je stärker sich FPÖ und ÖVP beim Thema Wirtschaft annähern, desto unklarer wird, worin sie sich noch unterscheiden. Mögliche Unterschiede bestehen bei der Migrationspolitik und bei der Beschaffung von Luftabwehrraketen (Sky Shield). Doch dies sind nur kleine Punkte. Sollte die ÖVP nicht bei der Wirtschaftspolitik eine eigene Handschrift ins Regierungsprogramm bringen, droht ihr das Schicksal der SPÖ: Sie wird für eine ihrer wichtigsten Wählergruppen irrelevant. Die FPÖ könnte nach der obersten Arbeiter- auch zu Österreichs Unternehmerpartei avancieren. Ein bemerkenswerter Spagat für Herbert Kickl, der seinen Gegnern, deren meiste Energie in die Selbstzerstörung fließt, zuträglich wäre
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