Eine spannende Spurensuche nach den Wurzeln des wienerischen Worts für anstecken.
„Jemand hat mich angesandelt“, schreibt eine Kollegin. Und dass sie somit krankheitsbedingt ausfallen wird. Noch bevor reflexhaft „Gute Besserung“ in die Tastatur geklopft wird, taucht die Frage auf: Warum sagt man eigentlich angesandelt? Berechtigte Frage, denn so wirklich simpel lässt sich das Anstecken mit einer Krankheit auf den ersten Blick nicht herleiten.
Tatsächlich hat der Sand im Sinne mineralischen Materials nichts damit zu tun. Warum auch? Vielmehr muss man hier einen Schritt zurück ins Rotwelsche machen. Diese Gaunersprache, die sich etwa bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, greift stark auf jiddische und hebräische Begriffe zurück. Und hier steht wohl der Sandak oder Sandek sprichwörtlich Pate, also jener Mensch, der bei der Beschneidung von jüdischen Buben das Kind auf den Knien hält.
Im Rotwelschen wurde daraus Sandig – und das Wort zunehmend umgedeutet zu Parasit oder Mitwisser, der etwas von der Beute verlangt , also ein Blutsauger. Daraus wurde schließlich Sand zum Überbegriff für Läuse, Ungeziefer oder Parasiten. Und wer sich ansandelte, holte sich demnach Läuse oder auch im weiteren Sinne eine Geschlechtskrankheit.
Es gibt übrigens auch die Theorie, dass der Sandler denselben Ursprung hat. Das stimmt aber vermutlich nicht, denn die abwertende Bezeichnung für einen Obdachlosen leitet sich vom mittelhochdeutschen Adjektiv „seine“ ab, also langsam, träge. Und wer etwas auf träge Art macht, sandelt bekanntlich herum. Daher kommt auch der Begriff, dass jemand oder etwas abgesandelt ist. Und ja, der Grund dafür kann auch sein, dass man vorher angesandelt wurde.
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