Adam Elliot, bekannt für seine Knetfiguren-Animationen, erzählt in seinem neuen Film „Memoir of a Snail“ die Geschichte von Grace, einem einsamen Mädchen, das sich in ihrem Schneckenhaus aus Angst vor der Welt versteckt. Trotz tragischer Ereignisse und Rückschläge findet der Film eine optimistische Botschaft in der Hingabe an das Imperfekte und der Hoffnung auf einen neuen Anfang.
Adam Elliot 's verwinkelte Knetfiguren-Animation sfilm erzählt die Geschichte eines Mädchens, das sich in seinem eigenen Schneckenhaus versteckt. Der Regisseur ist ein Spezialist darin, Hoffnung in deprimierenden Geschichten zu finden. Nun könnte er seinen zweiten Oscar gewinnen. Vom Pech verfolgt: Grace wird als Kind von ihrem geliebten Zwillingsbruder getrennt und flüchtet sich in die Einsamkeit .
Der australische Regisseur Adam Elliot zaubert aus einer tragischen Geschichte eine optimistische Botschaft. Es beginnt mit einem Todesfall. Die alte Dame Pinky, die ein Gesicht hat wie Baumrinde, faltig und zerfurcht, nimmt ihren letzten Atemzug. Jetzt ist Grace ganz allein. Aber das sei sie ja gewohnt, sagt sie – und erzählt von einem Leben, das von so vielen Rückschlägen, Entbehrungen, Pech und Gemeinheiten geprägt ist, dass es deprimierend wäre, sie hier alle aufzuzählen. Zumal das dem Film „Memoir of a Snail“ nicht gerecht würde, der nämlich alles andere als deprimierend ist. Auch wenn seine Protagonistin eine einsame Außenseiterin ist, die als Kind von ihrem geliebten Zwillingsbruder getrennt wird, auf deren Regalbrett sich stetig Urnen sammeln und die am Ende mit der exzentrischen Seniorin Pinky auch noch die einzige Freundin verliert, die sie je hatte. Nein, sie hatte es nicht leicht, die arme Grace, die sich zunehmend zurückzieht, und sich in ihre einzige Leidenschaft flüchtet: das Schneckensammeln. Bald wird sie auch selbst zu ihrem Lieblingstier. Setzt sich die Wollmütze mit den beiden Fühlern aus alten Jonglierbällen auf, die ihr Vater ihr einst gestrickt hat, und verkriecht sich in ihrem selbstgeschaffenen Schneckenhaus aus Angst und Selbstmitleid. Es ist eine braungraue Welt, die der Filmemacher Adam Elliot hier geschaffen hat, in seinem für ihn typischen Stil und komplett handgemacht: Der Australier dreht alle seine Filme mittels Knetfiguren-Stopptrickanimation. „Clayography“ nennt er seine Methode, ein Kofferwort aus „clay“ (Plastillin) und „biography“, weil er für die Figuren stets aus seinen eigenen Erfahrungen schöpft – ohne strikt bei den tatsächlichen Geschehnissen zu bleiben: Die Wahrheit solle einer guten Geschichte nie im Weg stehen, sagt er gern bei Interviews. Der Papa der Zwillinge war einst Artist auf den Straßen von Paris. Ihr Familienleben ist von Armut, aber auch Einfallsreichtum geprägt.„Uncle“, „Cousin“ und „Brother“ heißen seine ersten, von Elliots Familiendynamik inspirierten Filme. Für seinen Kurzfilm „Harvie Krumpet“ – über einen Mann, der vom Pech verfolgt ist, aber seinen Optimismus nicht verliert – gewann er 2004 einen Oscar. Mit „Mary & Max“ – über die Brieffreundschaft zweier Außenseiter – legte er 2009 seinen ersten Langfilm vor. Seit jeher gilt seine Aufmerksamkeit den Einsamen und Geplagten, den Verstoßenen, den Eigenbrötlern und Sonderlingen. Aus deren tragischen Geschichten er dann stets Witz und Hoffnung zu schöpfen vermag. Das passiert auch durch die Hingabe ans Imperfekte, ans Verwordakelte, wie man so schön Österreichisch sagt: Passend zu den eigentümlichen Geschichten und den verschrobenen Figuren ist „Memoir of a Snail“ auch visuell sympathisch windschief geraten: Die gekneteten Zwillinge Grace und Gilbert haben schräge (stets angstvoll aufgerissene) Kulleraugen und drahtige Borsten am Kopf. Wenn sie lächeln, dann mit einem wackeligen Strich in ihren Plastilingesichtern. Auch die Erzählung ist voller skurriler Details: Ihre Pflegeeltern verliert Grace an einen Nudistenclub. Ihr Bruder Gilbert, der dank seiner Zündel-Lust „immer nach verbrannten Streichhölzern riecht“, landet bei fundamentalistischen Apfelbauern. „Greyhound – bringing people together“ steht am Bus, der ihn wegbringt. Bittere Ironie ist auch Ironie! Mit der alten Pinky trifft Grace dann eine vergnügte Lebefrau, die einst mit John Denver schlief, in einem Helikopter. Ihren zweiten Mann, einen romantischen Postboten, der leider von einem Krokodil gefressen wird, spricht Nick Cave mit seiner typischen sonoren, dunklen Stimme. So folgt stets Hoffnung auf Katastrophe und Witz auf Bitterkeit. Die Botschaft: Wenn alle Stricke reißen, wird man schon noch einen Grashalm finden, an dem man sich festhalten kann. Und wenn der auch reißt, dann findet man eben noch einen. Oder, wie Grace lernt: Eine Schnecke kriecht immer vorwärts
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